Ein Beitrag von Georg Dobrovolny und Max Schmid:
GD: Die Ost-West-Beziehung ist stark belastet. Die Entwicklungen in Polen und Ungarn zeigen, dass man sich dort in der neu gewonnenen Freiheit zwar in Bezug auf Konsum und Reisen eingelebt hat, jedoch im Denken der früheren Diktatur verhaftet bleibt. Die Art und Weise, wie man miteinander besonders im politischen Umfeld umgeht, die florierende Korruption – auch in der Ukraine – und vor allem die fehlende Selbständigkeit vieler, die eine Rettung von aussen erwarten, verhindern die Weiterentwicklung.
Umso wichtiger ist es, Menschen zu unterstützen, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind und wahrheitsliebend informieren und ev. berichten können.
Max Schmid: 2015 war aus freiheitlicher Sicht kein besonders gutes Jahr im östlichen Europa. Putins Russland, Orbans Ungarn und neuerdings gar Kaczynskis Polen versuchten unverdrossen, das Rad der Zeit zurückzudrehen.
Das Zündeln mit antidemokratischen Methoden in Polen und Ungarn ist ohne Zweifel gefährlich. Doch bleibt die Hoffnung, dass es – nicht zuletzt weil diese EU-Länder in eine grössere politische Union und die westliche Wertgemeinschaft eingebunden sind – beim Zündeln bleibt und kein Feuer entfacht wird.
Anders in Russland. 2015 wurde klar, dass die Krim-Annexion nicht einfach eine nationalistische Schlaumeierei war, über die man hinwegsehen kann, sondern der Anfang eines Irrwegs.
Das Ukraine-Abenteuer und der Syrienkrieg kosten das Land Unsummen, die es sich in Zeiten eines massiv gesunkenen Ölpreises schlicht nicht leisten kann.
Wer mit Russinnen und Russen in Kontakt ist, dem entgeht nicht, dass manche von ihnen in den letzten Monaten schweigsamer geworden sind. Wie jemand, der aus einem Rausch erwacht. Das Erwachen kann dauern. Putin hat noch eine Schonfrist. Aber langfristig hat das Remake von Zurück in die Zukunft („Die Zeit“), das Putin probt, keine Chance. Hinsehen, hinhören, im Gespräch bleiben sind jetzt wichtig – ganz besonders für die Freunde Russlands.