Die Fussball-WM steht vor der Tür
Die westlichen Staaten und die Russische Föderation befinden sich seit der Annexion der Krim in einer gefährlichen Sanktionsspirale, welche durch weitere Verstöße gegen internationale Konventionen immer weiter zu beschleunigen droht. Gibt es Möglichkeit mit dieser Situation verantwortungsvoll umzugehen?
Einen günstigen Zeitpunkt hierzu kann die Fussball-Weltmeisterschaft in Russland bieten. Viele Politiker werden diesem Ereignis beiwohnen wollen, um Beziehungen zu anderen Länder zu Pflegen oder auch nur um dem alltäglichen politischen Trott zu entkommen. Welcher Preis muss jedoch für den Auftritt auf der Bühne des Kremls bezahlt werden? Denn die Eingeladenen werden sich selbst die Frage stellen müssen ob sie den vom Kreml eingeschlagenen Kurs mit ihrer Präsenz mitlegitimieren, unterstützen und sich für fragwürdige Zwecke einspannen lassen wollen.
Der Generalsekretär der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, Markus N. Beeko, meint im Interview in der Neuen Osnabrücker Zeitung hierzu: „Vor dem Hintergrund der massiven Einschränkungen der Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit in Russland, der Ukraine-Annexion und der russischen Beteiligung an Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht in Syrien wird sich jeder Politiker genau überlegen müssen, wann er oder sie wo dabei sein sollte.“ Denn genau solche Sportereignisse werden gerne von Regierungen genutzt „um sich in ein vorteilhaftes Licht zu rücken und um auch nach innen Größe, Stärke und weltweite Anerkennung zu demonstrieren.“
Natürlich stellt sich die Frage inwieweit ein politisches Amt diese Freiheit der Entscheidung zulässt. So meint Alt-Bundesrat Didier Burkhalter im Westschweizer Radio «RTS»: „Denn das Amt als Bundesrat habe eine einengende Funktion und erfordere es, sich im Namen einer Behörde auszudrücken und nicht für die eigene Person zu sprechen“. Diese Einschränkung an Freiheit ist wohl in wenigen Organisationen komplett wegzudiskutieren. Nichts desto trotz soll/wird sich jeder PolitikerIn und Wirtschaftsvertreter selbst bis zu einem gewissen Punkt entscheiden müssen inwieweit er/sie sich als Person für den Zweck der Propaganda instrumentalisieren lassen will.
Wichtig zu erwähnen ist, dass durch die selbstbestimmte Übernahme der Verantwortung durch Politiker und Wirtschaftsvertreter die Freiheit der Fussballspieler nicht verletzt wird. Diese können wie vorgesehen an einem der wichtigsten Events in ihrer sportlichen Karriere teilnehmen. Auch ihnen steht es selbst zu eine mündige Entscheidung zutreffen. Ganz nach dem Motto: Deine Freiheit geht so weit, wie sie die Freiheit des Anderen nicht einschränkt.