„Über die weiteren politischen Aktionen Russlands kann im Moment wenig gesagt werden, ausser dass es sich auf der politischen Weltbühne mit Nachdruck zurückmeldet. Die bisherige dominante Stellung der USA wird zunehmend durch den Aufstieg neuer Mächte und die relative Schwächung der eigenen Position abgelöst. Die neue sich abzeichnende Weltordnung dürfte mit der Grossmächte-Konstellation nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert vergleichbar sein. Mehrere Mächte, etwa die USA, Russland, EU, China und später noch andere, respektieren ihre jeweilige Existenz, werden aber bestrebt sein, ihren politischen Einfluss an der Peripherie zu vergrössern, in gegenseitiger Konkurrenz mehr Anteile an Märkten und Rohstoffen zu gewinnen und ihre Rivalität ohne grossen Krieg fortzuführen. In diesem Rahmen sind wirtschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit sowie Pflege von Kontakten möglich, die Bildung von Koalitionen zur Wahrung bzw. Durchsetzung eigener Interessen wahrscheinlich. Verhandlungen und das Verhalten gegenüber anderen Staaten dürften aber mehr denn je mit einer Portion Macht versehen sein. In einem solchen System ist jede Grossmacht ihr eigener bester Freund, die kleineren Staaten lavieren dazwischen. Sie suchen Sicherheit in grösseren Organisationen und Koalitionen oder nähern sich der einen oder anderen Macht an, um ihre Handlungsfähigkeit, und, wenn möglich, auch die Eigenständigkeit, zu wahren. Im neu aufgelegten Konzert der Mächte dürften bzw. werden nebst Harmonie auch zahlreiche Misstöne zu hören sein, wir dürfen auf die weitere Entwicklung und Turbulenzen gespannt sein. „
Georg Vancura, lic. phil. M.B.A., Schweiz